Terminator 3 – Rise of the Machines
Nachdem es schon niemand mehr erwartet hatte, kehrte der allseits beliebte Cyborg T-101, der eigenen Catchphrase „I’ll be back“ entsprechend, doch noch auf die Leinwand zurück. Mit einigen Jahren Verspätung realisierte Jonathan Mostow den dritten Teil der wesentlich von James Cameron geprägten TERMINATOR-Saga und setzt dabei in einem eigenwilligen Wechselspiel von Ironisierung und Ernsthaftigkeit von vornherein auf den eigenen Anachronismus. Im Unterschied zum Vorgänger von 1991 versucht Mostow erst gar nicht noch einmal die gleiche prägende Wirkung wie einst Cameron zu erzielen. Stattdessen beziehen sich der Regisseur und sein Hauptdarsteller, der sich momentan neben Hustler-Verleger Larry Flynt als potentieller Gouverneur von Kalifornien im Bereich des politischen Entertainment versucht, konsequent auf die weitgehend in Vergessenheit geratenen Schauwerte des physischen Actionkinos der 80er. Diese straighte Vorgehensweise macht TERMINATOR 3, von dem ursprünglich nicht viel zu erwarten war, um einiges sympathischer als die selbstverliebte, auf Hochglanz polierte Inhaltsleere von MATRIX: RELOADED. Sowohl der Film, als auch seine Hauptfigur thematisieren den eigenen Anachronismus. Der T-101 bezeichnet sich selbst als Auslaufmodell und kommentiert dabei zugleich den eigenen Status im aktuellen Genrekino. In einer pointierten Kritik des Films verglich Georg Seeßlen Schwarzeneggers Rolle mit den Helden des Spätwesterns, die sich selbst überlebt haben. Der Terminator erfüllt zwar seinen Auftrag im Stil eines mechanischen Professionals, dies geschieht jedoch in dem Wissen darum, dass er den unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang nicht mehr aufhalten kann. Mostow treibt in einer Sequenz das Spiel mit den Westernreferenzen auf die Spitze, indem er den Terminator in direkter Anlehnung an die Ikonographie des Italo-Western-Antihelden Django mit einem Sarg voller Waffen ins Gefecht schickt.
Die Ironie des Films funktioniert jedoch erst darüber, dass auf einer weiteren Ebene melancholische Untertöne deutlich werden. Mostow reaktiviert nicht nur die aufwändigen physischen Actionsequenzen der 80er, in denen ganze Straßenzüge begleitet von markanten mit Steiermarkschem Akzent gegrummelten One-Linern demoliert werden. Durch die vermeintlich postmoderne Hintertür der anfangs unverbindlichen Anspielungen befördert er auch die nuklearen Doomsday-Szenarien wieder in den Mainstream, die seit über zehn Jahren von den Leinwänden verschwunden waren. Im konsequenten Finale trifft der Terminator auf Kubricks DR. STRANGELOVE.
Der Beginn des Films erscheint als solide business-as-usual-Vorstellung, die jedoch nach kurzer Zeit über den geschickten Umgang mit Zitaten einen eigenständigen Ansatz entwickelt. Wie in TERMINATOR 2 – JUDGMENT DAY reisen zwei Cyborgs in die Vergangenheit, um John Connor, den zukünftigen Anführer des Aufstands gegen die Maschinen, zu eliminieren. Mostow folgt den vertrauten Standardsituationen und ergänzt sie um einige nette ironische Variationen. Das Potential der neuen weiblichen Terminatrix wird nicht wirklich genutzt. Kristanna Loken spielt ihre Rolle zwar souverän, doch bis auf einige Ausnahmen erinnert ihre Figur zu deutlich an Robert Patricks Gestalt wandelnden T-1000. Die Besetzung John Connors mit Nick Stahl bietet im Vergleich zum Vorgänger einige neue Aspekte. In seiner Verletzlichkeit erinnert er an den bereits am Ende des ersten Teils ausgeschiedenen Michael Biehn, der im Gegensatz zu Schwarzenegger nie zum Star wurde und sich neben einigen weiteren Auftritten in Filmen von James Cameron durch zahlreiche B-Actionfilme kämpfen musste. Seine Partnerin Claire Danes kombiniert bei ihrem ersten Ausflug ins Actiongenre die wesentlichen Eigenschaften von Linda Hamiltons Rolle in den ersten beiden Teilen mit eigenen Ansätzen. Wie Hamilton agiert Danes als Überlebenskämpferin wider Willen, zeigt dabei aber auch eine ungewöhnliche Form von Sensibilität. Schwarzenegger agiert hingegen gewohnt stoisch und gibt souverän den elder statesman des Äktschnkinos.
Die interessantesten Wendungen nimmt TERMINATOR 3, nachdem das Pflichtprogramm mit dem entsprechenden Aufwand in der ersten Hälfte erfüllt worden ist. Auf einer Militärbasis werden die späteren Resistance-Kämpfer John Connor und Kate Brewster mit den Vorgängermodellen des Terminators konfrontiert, die sowohl an die klobigen Killerspielzeuge aus Paul Verhoevens ROBOCOP, als auch an die Gegenspieler in alten C64-Spielen wie IMPOSSIBLE MISSION erinnern. Die spielerischen Szenarien, deren Höhepunkt ein cartoonhaftes Duell der beiden Terminatoren in einem Toilettentrakt darstellt, weichen im letzten Drittel des Films der Rückkehr zum düsteren Stil des ersten Teils. Im Unterschied zu Cameron lässt sich die Apokalypse nicht verhindern, obwohl der Verlauf der Handlung, inklusive der zahlreichen Wiederholungen aus dem zweiten TERMINATOR anfangs genau dies erwarten ließ. Passend zu den wieder auf die politische Tagesordnung gesetzten SDI-Plänen ergreift das militärische Computernetzwerk Skynet die Macht und löst die atomare Katastrophe aus. Natürlich dient das ästhetisierte Ende als Anknüpfungspunkt für weitere Folgen, doch diese werden im Unterschied zur bisherigen Trilogie sich auf das schon seit längerer Zeit nicht mehr bearbeitete Terrain des Endzeitfilms begeben. Den Protagonisten bleibt nichts anderes übrig als in einem mit den Reliquien des kalten Krieges vollgestopften Atomschutzbunker die nukleare Apokalypse mitzuverfolgen. Resigniert schaltet Connor den Sprengsatz ab, mit dem er Skynet nach dem Vorbild des zweiten Teils unschädlich machen wollte. Das Zählwerk bleibt auf 007 stehen, jener Zahlenkombination, die in den frühen James Bond-Filmen signalisierte, dass der Untergang der Welt mal wieder in letzter Minute verhindert werden konnte. In dieser Sequenz gelingt es Mostow überraschend den Retro-Referenzen eine neue Ernsthaftigkeit zu verleihen. Aus der Überwindung der autoreferentiellen Ironie mit deren eigenen Mitteln, die Mostow systematisch vorführt, könnten sich neue Ansätze für das stagnierte Actionkino ergeben. Dass der dritte Teil der MATRIX, die das Motiv der Herrschaft der Maschinen unmittelbar aus den TERMINATOR-Filmen übernahm, tatsächlich die im Titel versprochene Revolution bereithält, erscheint äußerst unwahrscheinlich. Diese findet sich zwar auch nicht in TERMINATOR 3, aber dafür eröffnet er einige produktive Perspektiven.